Block
Vertrags-Klauseln
Das Wesentliche liegt oft im Verborgenen.

Neubemessung des Invaliditätsgrades in der Unfallversicherung – Chancen und Risiken

Neubemessung der Invalidität

Die Neubemessung des Invaliditätsgrades spielt in der Unfallversicherung eine zentrale Rolle. Sie bezieht sich auf die erneute Überprüfung und Bewertung des gesundheitlichen Zustands einer Person nach einem Unfall. Der Invaliditätsgrad bestimmt den Grad der körperlichen Beeinträchtigung und dient als Grundlage für die Berechnung der finanziellen Leistungen, die einem Versicherten zustehen.

Was ist der Invaliditätsgrad?

Der Invaliditätsgrad gibt an, wie stark die körperliche oder geistige Leistungsfähigkeit einer Person aufgrund eines Unfalls dauerhaft eingeschränkt ist. Dies umfasst sowohl körperliche Einschränkungen als auch die Auswirkungen auf den beruflichen Alltag. Der festgestellte Invaliditätsgrad beeinflusst maßgeblich die Höhe der Versicherungsleistungen, die der betroffenen Person zustehen. Eine hohe Invalidität bedeutet eine höhere Auszahlung durch die Versicherung, um den Lebensstandard und eventuelle Anpassungen an den Alltag zu unterstützen.

Warum wird eine Neubemessung des Invaliditätsgrades durchgeführt?

Die Neubemessung des Invaliditätsgrades erfolgt oft dann, wenn sich der Gesundheitszustand des Versicherten nach der ersten Feststellung des Invaliditätsgrades verändert hat. Typische Gründe für eine Neubemessung können sein:

  • Genesungsfortschritte: Bei manchen Unfällen kann sich der Zustand des Versicherten durch medizinische Behandlungen oder Rehabilitation deutlich verbessern.
  • Verschlechterungen: In einigen Fällen können sich die Unfallfolgen im Laufe der Zeit verschlimmern, was eine Anpassung des Invaliditätsgrades erfordert.
  • Veränderungen in der beruflichen Situation: Wenn die Unfallfolgen die berufliche Tätigkeit nachhaltig beeinflussen, kann eine Neubemessung notwendig werden, um der veränderten Lebenssituation gerecht zu werden.

Vorteile und Risiken der Neubemessung

Die Möglichkeit einer Neubemessung des Invaliditätsgrades bietet sowohl Vorteile als auch Risiken für die Versicherten.

Vorteile:

Anpassung an veränderte Gesundheitszustände: Sollten sich die Unfallfolgen verschlimmern, kann eine Neubemessung zu einer höheren Invaliditätseinstufung führen. Dies bringt in der Regel eine höhere Versicherungsleistung mit sich.

Nachteile:

Finanzielle Rückforderungen durch den Versicherer: Ein bedeutender Nachteil liegt in der Möglichkeit, dass der Versicherer die Invalidität neu bewertet und dabei zu einem geringeren Invaliditätsgrad gelangt. Dies kann dazu führen, dass der Versicherte bereits erhaltene Zahlungen zurückerstatten muss. Diese Rückforderungen können beträchtliche Summen umfassen, die in die Zehntausende oder sogar Hunderttausende Euro gehen können. Dies ist besonders problematisch, wenn der Versicherte bereits Teile der Invaliditätsleistung für notwendige Anpassungen an seine Lebenssituation ausgegeben hat.

Wie lang darf der Versicherer eine Neubemessung vornehmen?

In vielen Verträgen hat der Versicherer das Recht, den Invaliditätsgrad bis zu fünf Jahre lang neu zu bewerten. Dies kann für den Versicherten problematisch werden, da die Möglichkeit besteht, dass der Invaliditätsgrad nachträglich gesenkt wird, falls sich der Gesundheitszustand verbessert.

Die genauen Bestimmungen zur Neubemessung des Invaliditätsgrades können je nach Versicherungsgesellschaft und den vereinbarten Bedingungen variieren. Die genauen Regelungen in den Versicherungsverträgen oder Bedingungen der Unfallversicherung sollten nachgelesen werden, um Informationen zur Neubemessung des Invaliditätsgrades zu erhalten.

Besonders nachteilig kann es werden, wenn für Kinder unterschiedliche Fristen gelten. Lange Rückforderungsmöglichkeiten bestehen beispielsweise, wenn  der Versicherer bis zu fünf Jahren und bis zum 18. Lebensjahr das Recht zur Neubemessung hat, genauer gesagt für sich dieses Recht einräumt.Üblich ist diese Erweiterung in der Regel bis zum 14. Lebensjahr.  Besonders vorteilhaft ist, wenn das Recht nur für den Versicherten gilt, also beispielsweise bis zu 5 Jahren und bis zum 14. Lebensjahr.

Auswahl einiger negativer Klauseln aus bekannten Unfall-Versicherungen:

Allianz Premium (Stand 01.2023)

Neubemessung Allianz Unfallversicheurng 

HUK Coburg (Stand 04.2020)

HUK Unfallversicherung Neubemessung

Debeka Comfort Plus (07.2023)

Debeka Unfallversicherung Neubemessung

Generali VERMÖGENSSICHERUNGS-POLICE (10.2023)

Generali Unfallversicherung Neubemessung

LVM (03.2024)

LVM Unfallversicherung Neubemessung

Beispiel einer positiven Klausel

Unfallversicherung Neubemessung positives Beispiel 

Engel Tipp 02 150x150p60Unser Kiko-Schutzengel-Tipp:

Es ist ratsam, eine Versicherung zu wählen, bei der der Versicherer maximal zwei Jahre lang eine Neubemessung vornehmen darf. Das schützt Versicherte besser vor finanziellen Rückforderungen. Auf der anderen Seite sollte der Versicherte jedoch das Recht haben, den Invaliditätsgrad mindestens drei bis fünf Jahre nach dem Unfall überprüfen zu lassen. Diese Regelung stellt sicher, dass sich Versicherte auch bei einer möglichen Verschlechterung ihres Gesundheitszustands oder neuen beruflichen Herausforderungen auf eine Anpassung der Invaliditäts-Leistungen verlassen können. Wir haben die entsprechenden Tarife analysiert und auch die anderen Klauseln im Zusammenhang mit diesen berücksichtigt. Es ist wichtig, bestehende Versicherungen zu überprüfen, da die Fallen im Kleingedruckten lauern.

Bert Heidekamp
Autor, Versicherungsfachwirt- und Makler, Analyst, BDSF-Sachverständiger für biometrische Risiken, Gründer des QUALITÄTS AWARD


Spinning loader

Please publish modules in offcanvas position.