Frühzeitig vorsorgen: Spar- und Rentenaufbau für Kinder

Kinder haben zwei unschätzbare Vorteile: Gesundheit und vor allem Zeit. Doch beides allein reicht leider nicht, um später einmal gut durch das Leben zu kommen – schon gar nicht im Alter. Wer heute jung ist, wird in Zukunft mit großen Herausforderungen im Rentensystem konfrontiert. Schon 2060 wird das Verhältnis zwischen Erwerbstätigen und Rentnern voraussichtlich 1:1 betragen. Das bedeutet: Der Generationenvertrag, wie wir ihn kennen, gerät zunehmend aus dem Gleichgewicht.
Die Politik hat dieses Problem seit Jahrzehnten ignoriert – ob aus Unwissenheit oder politischem Kalkül, sei dahingestellt. Statt beispielsweise das Kindergeld regelmäßig zu erhöhen, hätte man einen staatlich geführten Vorsorgefonds ins Leben rufen können, der frühzeitig investiert – etwa 50 Euro monatlich ab Geburt, angelegt in die eigene Wirtschaft. Das hätte nicht nur die Rentenkasse entlastet und die eigene Wirtschaft gestärkt, sondern auch langfristig Vermögen für die Kinder aufgebaut und Arbeitsplätze gesichert.
Da das aber bisher nicht passiert ist, liegt es an den Eltern und Großeltern, privat vorzusorgen.
Je früher, desto besser – warum sich Vorsorge ab Geburt lohnt
Wer schon früh mit dem Sparen beginnt, profitiert langfristig von Zinseszinseffekten. Ob Sparbuch, ETF-Sparplan bei einer Direktbank oder fondsgebundene Rentenversicherung – wichtig ist, die passenden Lösungen zu finden.
Dabei spielen folgende Kriterien eine Rolle:
- Flexibilität (kann ich pausieren, erhöhen, Fonds wechseln?)
- Renditechancen (wie entwickeln sich die Anlagen über Jahrzehnte?)
- Kostenstruktur (Abschlussgebühren, laufende Verwaltungskosten)
- Verfügbarkeit (wann kann das Geld wie genutzt werden?)
- Steuern (was bleibt netto übrig?)
- Zusatzoptionen (z. BU-Option)
Viele Direktbanken bieten kostenlose Kinder-Depots an – bis zu einem bestimmten Alter. Allerdings ist eine breite Streuung mit kleinen Sparraten oft schwer, da pro Fonds Mindestbeiträge nötig sind. Auch Steuer- und Wechselkosten können anfallen und auch nicht alle Fonds können erworben werden, die über Versicherer erhältlich sind. Fondsrenten haben hier einige Vorteile, unter anderem ist der Fondswechsel in der Regel kosten- und steuerfrei möglich. Wenn während der Vertragslaufzeit mehrere Fondswechsel erfolgen (was die Regel ist), rechnen sich nach Steuern und Kosten Fondsrentenversicherung gegenüber direkte Investmentfonds.
Welche Rendite sind möglich und warum ein Aktienfonds für Kinder langfristig besser ist als ein Sparbuch
Ein Sparbuch bietet Sicherheit, aber kaum Zinsen – oft sogar unterhalb der Inflationsrate. Das bedeutet: Das Geld verliert mit der Zeit an Kaufkraft. Bei einer Laufzeit von über 30 Jahren – wie es bei der Vorsorge für Kinder häufig der Fall ist – ist das ein großes Problem.
Aktienfonds dagegen bieten deutlich höhere Renditechancen, weil sie am Wachstum der Weltwirtschaft teilhaben. Zwar schwanken die Kurse, aber über lange Zeiträume gleichen sich diese Schwankungen meist aus und die Erträge sind deutlich höher als beim Sparen.
Beispiel: Mögliche Rendite-Unterschiede über 30 Jahre
Anlageform Durchschnittliche Rendite p.a. Endbetrag bei 100 €/Monat nach 30 Jahren
Sparbuch (0,5 %) ca. 0,5 % ca. 38.840 €
Aktienfonds (6 %) ca. 6 % ca. 97.925 €
(Alle Angaben gerundet, ohne Berücksichtigung von Steuern oder Gebühren)
Fazit: Wer für Kinder langfristig Vermögen aufbauen möchte, sollte auf Aktienfonds setzen. Die höhere Rendite sorgt für mehr finanzielle Freiheit im Erwachsenenleben – sei es für Ausbildung, Wohneigentum oder Altersvorsorge.
Vorsicht bei Garantien: Renditekiller mit langer Laufzeit
Klingt erst mal gut, ist aber auf lange Sicht oft kontraproduktiv: Garantien kosten Geld und drücken die Rendite. Wer zum Beispiel über 30 Jahre investiert – selbst mit einem schlechten Einstiegszeitpunkt wie während der Finanzkrise 2008 – konnte je nach Fonds dennoch 4–9% jährliche Rendite erzielen.
Ein garantierter Rentenfaktor hilft wenig, wenn die Fondsauswahl schlecht oder die Vertragskosten hoch sind. Zudem könnte im schlechtesten Fall der garantierte Rentenfaktor über einen Treuhänder geändert bzw. angepasst werden, sofern der Versicherer auf die Anwendung einer Treuhänderklausel nicht konkret verzichtet.
Kinder richtig absichern und aufbauen: Depot, Police – oder beides?
Auch bei Kindern lohnt sich ein kombinierter Ansatz:
- Ein Kinderdepot ist eine gute Möglichkeit für kurzfristige oder flexible Ziele wie Führerschein, Studienkosten oder erste eigene Anschaffungen.
- Eine Fondspolice mit ETF-Basis bietet sich an, wenn Eltern oder Großeltern langfristig vorsorgen und gleichzeitig Schutzkomponenten wie BU-Optionen, steuerliche Vorteile oder Vererbung einbauen möchten.
Beispielhafte Kombination:
Kapital mit 18–25 verfügbar: Kinderdepot mit ETF, monatlich besparen
Langfristige Vorsorge: Fondsrentenversicherung auf das Kind, 25+ Jahre Laufzeit
Zusätzlicher Schutz: BU-Option oder Beitragsübernahme im Ernstfall
Steuerliche Vorteile clever nutzen
Ein echter Pluspunkt fondsgebundener Rentenversicherungen: Werden sie mindestens 12 Jahre gehalten und erfolgt die Auszahlung nach dem 62./63. Lebensjahr, ist nur die Hälfte des Ertrags zu versteuern (§ 20 Abs. 1 Nr. 6 EStG i.V.m.§ 20 Abs. 1 Nr. 6 Satz 2 EStG). Bei Direktanlagen fällt dagegen bei jedem Fondswechsel Abgeltungssteuer an, sofern der Freibetrag überschritten wird.
§ 20 Abs. 1 Nr. 6 Satz 2 EStG
"[...]. Wird die Versicherungsleistung nach Vollendung des 60. Lebensjahres des Steuerpflichtigen und nach Ablauf von zwölf Jahren seit dem Vertragsabschluss ausgezahlt, ist die Hälfte des Unterschiedsbetrags anzusetzen. [...]"
Fazit: Wer für seine Kinder vorsorgt, investiert in deren Freiheit
Staatliche Lösungen? Bisher Fehlanzeige. Wer sicherstellen will, dass die Kinder später gut aufgestellt sind, muss privat vorsorgen.
Das Gute: Je früher man beginnt, desto größer ist der Hebel.
Wichtig ist, sich unabhängig beraten zu lassen – am besten durch jemanden, der sich sowohl mit Tarifvarianten als auch mit Anlagestrategien auskennt. Denn der Unterschied in der Ablaufleistung kann bei gleicher Sparsumme leicht mehrere zehntausend Euro betragen.

Bert Heidekamp
Autor, Versicherungsfachwirt- und Makler, Analyst, BDSF-Sachverständiger für biometrische Risiken, Gründer des QUALITÄTS AWARD


