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Was bedeutet Progression oder Mehrleistung in der privaten Unfallversicherung und ist sie sinnvoll?

Die Progression oder Mehrleistung in einer privaten Unfallversicherung erhöht den finanziellen Schutz bei schweren Unfällen. Sie sorgt dafür, dass die Versicherungsleistung steigt, je schwerer die dauerhafte Beeinträchtigung oder Invalidität ist. Das Ziel dieser Vereinbarungen ist, höhere Kosten abzudecken, die durch langfristige gesundheitliche Folgen wie medizinische Behandlungen, Rehabilitation, oder behindertengerechte Anpassungen des Wohnraums entstehen können.
Warum ist die Progression wichtig?
Langfristige Kosten:
Schwere Unfälle führen oft zu langwierigen Behandlungen und hohen Kosten, etwa für medizinische Versorgung oder Anpassungen des Wohnraums. Mit einer Progression erhöht sich die Auszahlung, wenn die Invalidität schwerwiegender ist, was die finanzielle Last abfedert.
Arbeitsunfähigkeit:
Ein Unfall kann zu einer dauerhaften Arbeitsunfähigkeit führen. Eine Progression sorgt dafür, dass die Versicherungssumme in Abhängigkeit vom Grad der Invalidität steigt und so Einkommensverluste abgedeckt werden.
Anpassung an neue Lebensumstände:
Nach einem schweren Unfall müssen möglicherweise barrierefreie Anpassungen am Wohnraum oder behindertengerechte Fahrzeuge angeschafft werden. Eine Progression hilft, diese Kosten zu tragen.
Inflation:
Medizinische und andere Kosten steigen mit der Inflation. Eine Progression kann diesen Kostenanstieg teilweise ausgleichen.
Finanzielle Stabilität für die Familie:
Ein schwerer Unfall betrifft oft nicht nur den Versicherten, sondern auch seine Familie. Höhere Versicherungsleistungen helfen, die finanzielle Sicherheit der Familie zu gewährleisten.
Gliedertaxe und Progression bestimmen den Leistungswert
In der Unfallversicherung sind die Gliedertaxe und die Progression von zentraler Bedeutung, wenn es darum geht, den Leistungswert festzulegen. Diese beiden Faktoren bestimmen maßgeblich, wie hoch die Versicherungsleistung bei einem Unfall ausfällt und wie schwerwiegende Verletzungen finanziell ausgeglichen werden. Doch wie genau funktionieren sie, und warum sind sie so wichtig?
Ein Beispiel soll verdeutlichen, wie stark sich die Leistungen selbst bei nahezu identischer Grundinvaliditätssumme unterscheiden können. Der Einfluss von Gliedertaxe und Progression ist entscheidend, wenn es um die Berechnung der Entschädigungssumme geht. In diesem Fall handelt es sich um eine Leserin, die aufgrund unserer Artikel in der Zeitschrift Guter Rat ihre bestehenden Versicherungsverträge von uns überprüfen ließ. Der Schock über die unzureichende Qualität ihrer Versicherungsbedingungen war groß, doch noch überraschender war der erhebliche Unterschied in den ausgezahlten Leistungen bei gleicher Verletzung – je nach gewähltem Tarif.

Schadenbeispiel: Glück im Unglück für den Versicherten
Der Versicherte hatte großes Glück, dass seine Verletzung ohne bleibende Folgen verheilte – es hätte jedoch anders ausgehen können. Im Jahr 2021 war er mit dem Mountainbike im Wald unterwegs, als ein Ast sein Bein verletzte. Zunächst machte er sich keine großen Gedanken, schließlich schien es nur eine kleine Wunde zu sein. Doch einige Tage später verstärkten sich die Schmerzen, und erst beim Grillen mit Freunden drängten diese ihn, doch ins Krankenhaus zu gehen – typisch, wie Männer oft sind, bloß keinen Arzt aufsuchen.
Im Krankenhaus stellte sich heraus, dass Baumrinde unter die Haut gedrungen war und eine Infektion im Bein verursacht hatte. Ohne Behandlung hätte dies zu einer gefährlichen Blutvergiftung führen können. Glücklicherweise konnte die Infektion medikamentös behandelt werden, und mit viel Glück wuchs die Baumrinde aus der Wunde heraus. Doch bei einer möglichen Sepsis hätte das Bein vermutlich amputiert werden müssen – eine kleine Ursache mit potenziell schweren Folgen.
Der Versicherte hätte aus seiner Unfallversicherung bei der SV Sparkassenversicherung im Falle einer anerkannten Leistung eine Entschädigung von 66.467 Euro erhalten. Bei unserer Tarifempfehlung hingegen wären es 350.000 Euro gewesen – und das bei nur einer geringfügig höheren Versicheurngsprämie. Besonders bei einer schweren Beinverletzung, die zur Berufsunfähigkeit geführt hätte, wäre die Leistung der Sparkassenversicherung nicht ausreichend gewesen, um den Einkommensverlust langfristig auszugleichen.
Was ist die Gliedertaxe?
Die Gliedertaxe ist eine Tabelle, die für bestimmte Körperteile und Sinnesorgane festlegt, welcher Anteil der Versicherungssumme bei einem Verlust oder einer dauerhaften Funktionsbeeinträchtigung ausgezahlt wird. Wenn beispielsweise ein Versicherter bei einem Unfall einen Arm verliert, wird ein bestimmter Prozentsatz der vereinbarten Versicherungssumme ausgeschüttet. Die Höhe des Prozentsatzes hängt davon ab, welches Körperteil betroffen ist und wie stark die Funktionseinbuße ist.
Für unterschiedliche Körperteile sind in der Gliedertaxe feste Prozentsätze vorgesehen. Ein Beispiel: Der Verlust eines Armes kann je nach Versicherungsbedingungen mit 70 % der Versicherungssumme bewertet werden, der Verlust eines Fingers hingegen mit 10 %. Diese genaue Staffelung macht es möglich, den Schadensersatz relativ zur Schwere des körperlichen Schadens zu bemessen.
Die Rolle der Progression
Neben der Gliedertaxe spielt die Progression eine wesentliche Rolle bei der Berechnung des Leistungswerts. Sie sorgt dafür, dass bei besonders schweren Verletzungen der Versicherungsnehmer eine höhere Entschädigung erhält, als es die einfache Gliedertaxe vorsieht. Je höher der Grad der Invalidität ist, desto stärker steigt der Versicherungsanspruch an.
Ein Beispiel: Bei einem Progressionssatz von 225 % würde bei einem Invaliditätsgrad von 100 % nicht nur die reguläre Summe der Gliedertaxe ausgezahlt, sondern zusätzlich ein aufgestockter Betrag. Dadurch wird sichergestellt, dass Menschen, die durch einen Unfall schwerere und bleibende Beeinträchtigungen erleiden, eine höhere finanzielle Absicherung erhalten.
Warum sind Gliedertaxe und Progression so wichtig?
Gemeinsam sorgen die Gliedertaxe und die Progression dafür, dass die Leistungen der Unfallversicherung fair und angemessen verteilt werden. Die Gliedertaxe stellt sicher, dass für jede Verletzung eine klare Regelung existiert, während die Progression sicherstellt, dass schwerere Verletzungen besonders gut abgedeckt werden.
Für Versicherungsnehmer ist es deshalb wichtig, beim Abschluss einer Unfallversicherung sowohl auf die Höhe der Versicherungssumme als auch auf die Bedingungen der Progression zu achten. Eine höhere Progression bietet mehr Sicherheit im Fall einer schweren Verletzung, während eine durchdachte Gliedertaxe für faire Entschädigungen bei weniger schweren Unfällen sorgt.
Worauf sollte man achten?
Höhe der Progression:
Eine Progression von bis zu 350 % ist sinnvoll. Vermittler bieten oft höhere Progressionen von bis zu 1.000 % an, was selten notwendig ist, da die meisten Invaliditätsgrade unter 50 % liegen. Als Grund wird oft eine hohe Leistung im Worst-Case Scenario benannt. Tatsächlich liegen die meisten Invaliditätsgrade zum Teil weit unter 50 %, sodass fast nie eine Vollinvalidität erreicht wird. Besser ist eine höhere Invalidität-Grundsumme von mind. 100.000 EUR bis 150.000 EUR zu wählen. Ein zweiter Grund ist eine höhere Abschlussquote, da die zu zahlende Prämie bei einer Progression von 1.000 % für die Unfallversicherung extrem geringer als bei 350 % ist. Wer eine Grund-Invaliditätssumme von nur 50.000 EUR vereinbart, erhält bei einer Vollinvalidität 500.000 EUR. Das klingt viel, erreichen tut das aber kaum jemand. Wer nur eine Invalidität von 25 % laut Gliedertaxe erreicht, erhält dann auch nur 12.500 EUR. Mit dieser Summe ist wohl eher kaum geholfen. Bei einer sehr hohen Invalidität bestehen in der Regel auch andere Ansprüche, z. B. Pflegeleistungen, Erwerbsminderungsrente, private Berufsunfähigkeitsrente etc..
Höhere Grundsumme:
Es ist ratsam, eine höhere Invaliditäts-Grundsumme (z. B. 100.000 bis 150.000 EUR) zu wählen, anstatt auf eine sehr hohe Progression zu setzen. Denn bei niedrigen Invaliditätsgraden ist die Auszahlung bei einer niedrigen Grundsumme gering, was oft nicht ausreicht. Ist die Invalidität klein, bestehen selten Ansprüche aus anderen Absicherungsformen, aber dennoch kann die Einschränkung für einen persönlich viele Folgen haben. Aus diesem Grund sollte eher eine höhere Invaliditäts-Grundsumme vereinbart werden. Durch eine hervorragende Gliedertaxe und Progressionsstaffel besteht eine hohe Sicherheit im Leistungsfall eine entsprechende Höhe zu erhalten, die wirtschaftlich die Folgen mildern. Bei gleicher Progression kann dennoch laut der vereinbarte Progressionsstaffel es zu unterschiedlichen Leistungshöhen kommen, sodass bereits einer Vollinvalidität ab 70 % erreicht wird. Das Zusammenspiel aus allem Punkten bestimmt die Entschädigungshöhe.
Mehrleistung:
Eine Mehrleistung wird meist ab 90 % Invalidität gezahlt, beispielsweise die die doppelte Versicherungssumme. Da solch eine hohe Invalidität fast nie erreicht wird, sollte man auf die Mitversicherung einer Mehrleistung verzichten und stattdessen eine Progression von 350 % wählen. Manchmal ist eine Mehrleistung automatisch mitversichert.
Verzicht auf Anrechnung von Vorerkrankungen:
Der erreichbare Gesamtinvaliditätsgrad ergibt sich aber auch daraus, ob eine Krankheit oder ein Gebrechen mitgewirkt hat. Hier sollte darauf geachtet werden, dass vereinbart ist, dass auf die Anrechnung einer Mitwirkung von Krankheiten oder Gebrechen zu 100 % verzichtet wird. Es sollte also vereinbart sein, dass Vorerkrankungen oder Gebrechen nicht in die Berechnung des Invaliditätsgrades einfließen, um die volle Leistung zu erhalten.
Unser Kiko-Schutzengel-Tipp und Fazit:
Eine Unfallversicherung ist mehr als nur ein Vertrag – sie ist Ihre finanzielle Absicherung in unvorhersehbaren Lebenslagen. Bei uns legen wir besonderen Wert darauf, dass Sie eine sinnvolle Absicherung für Ihre individuellen Bedürfnisse erhalten. Mit einer sorgfältig ausgewählten Progression und transparenten Leistungen stellen wir sicher, dass Sie im Ernstfall optimal geschützt sind. Unsere Expertise und persönliche Beratung unterstützt Sie, dass Sie genau die richtige Unfallversicherung abschließen, die nicht nur kurzfristig hilft, sondern auch langfristige Folgen eines Unfalls abdeckt. Vertrauen Sie uns, wenn es um Ihre Sicherheit und die Ihrer Familie geht.




